Die Kolumne von Tom Wiederkehr: Gepfeffert

Breaking News und Push-Nachrichten auf dem Handy waren bis vor wenigen Jahren den grossen Ereignissen vorbehalten: Roger Federer hat ein Turnier gewonnen, die Schweizer haben am Lauberhorn wieder mal keine Medaille geholt oder ein internationaler Schauspieler ist gestorben. Heute prasseln diese Nachrichten im Stundentakt auf uns nieder: die letzten Zahlen der neu Infizierten, welches Land hat welche Restriktionen erlassen und wo ist die Sperrstunde noch ein bisschen früher.

Man hat den Eindruck, die Medien hätten auf die Pandemie nahezu gewartet: endlich wieder stündlich neue Rekorde und neue Klicks! Eigentlich wären die Klicks die Währung, um den Werbetreibenden Werbeplätze schmackhaft zu machen. Aber ausser dem BAG schaltet ja kaum mehr jemand Werbung: Die Lust auf Ausgelassenheit, auf Vergnügen, auf Genuss, auf ein Wiedersehen mit Freunden wird einem gerade mit Breaking News ausgetrieben.


Dabei würde sich ein nüchterner Blick auf die Zahlen lohnen. Im Restaurant, im Kino und im Konzertsaal finden kaum Ansteckungen statt. Im Gegenteil: Die Gefahr lauert quasi zu Hause. Gemäss den Auswertungen aus dem Contact Tracing stecken sich «nur» 1,6 % in einem Restaurant oder einer Bar an. 8,7 % auf der Arbeit oder dem Arbeitsweg, 12,5 % an diversen Orten und 27,2 % zu Hause im Familienumfeld.


Das ist leicht zu erklären: Die (allermeisten) Gastronomen sind es seit jeher gewohnt, höchste hygienische Anforderungen zu erfüllen, und haben seit der Corona-Krise ein existenzielles Interesse daran, nicht zu den Orten zu gehören, wo man sich ansteckt.


Ich gehe immer noch gerne und angstfrei in die Restaurants. Ganz viele Betriebe haben es geschafft, mit kreativen Konzepten die Schutzkonzepte einzuhalten und ihren Gästen weiterhin ein gemütliches Umfeld zu bieten, um ein paar schöne Stunden zu geniessen.


Danken Sie es Ihrem Lieblingsbeizer und treffen Sie sich mit gutem Gewissen mit ein paar Freunden zu einem gemütlichen Abend. Die nächste Folge auf Netflix können Sie auch morgen noch sehen.


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