Für ein kunterbuntes Leben: Einfach schöne Dinge tun!
Am Anfang von Sandra Studers steiler Karriere stand ein grosser musikalischer Auftritt: Am Eurovision Song Contest 1991 erreichte sie als Sandra Simó mit «Canzone per te» den fünften Platz. Nur kurze Zeit später entdeckte sie das Schweizer Fernsehen und dort avancierte sie mit Sendungen wie «Takito», «Traumziel» und «Country Roads» zu einer gefragten Fernsehmoderatorin. Aktuell ist sie im Schweizer Musical «Sister Äct» zu sehen. Im Herbst kommt das Stück zurück auf die Bühne. Ein Gespräch über ihre vielfältige Karriere.
Interview Christa Rigozzi
Das Interview wurde im Restaurant Turbinenhaus geführt.
Christa Rigozzi: Wie geht es Dir?
Sandra Studer: Ich habe eine intensive Zeit gehabt. Ich habe mehrere Monate Sister Äct gespielt. Das ist ein neu für mich, so viel «en suite» Theater zu spielen. Mein Büro sah aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte und jetzt habe ich in ein paar Wochen schon sehr viel von dem Chaos abbauen können. Also es geht mir gut.
Sister Äct war ein einzigartiger Erfolg: mehr als 60.000 Zuschauer haben es gesehen. Wie erklärst du dir das?
Also, so erfolgreiche Produktionen gab es auch schon: «Ewigi Liebi» von denselben Machern hatte über 1000 Vorstellungen. Ich glaube, der Erfolg von Sister Äct kommt auch davon, dass viele Leute den Film kennen. Und das Bühnenstück ist gelungen: es ist nicht einfach nur eine Übersetzung ins Schweizerdeutsche: Roman Riklin, der die Texte für die Songs übersetzt und Eric Hättenschwiler, der die Dialoge geschrieben hat, haben das Ganze ins Zürich der 70er Jahre transportiert, haben kleine neue Geschichten und Gags erfunden, die das einfach sehr lustig machen. Das Ganze getragen von toller Musik und man geht mit einer kleinen Botschaft für mehr Toleranz nach Hause. Für zwei Welten, die nicht zusammengehören, aber eben doch voneinander lernen können.
Ich denke, es war auch ein Bedürfnis nach der ausgedehnten Covid-Phase und der durch den Krieg verursachten Beklemmung: Man hatte einfach auch Lust, mal zweieinhalb Stunden ins Theater zu gehen und sich zu amüsieren und das Theater mit einem Smile zu verlassen.
Du sprichst hier aus Sicht des Publikums. Wie war es denn für dich nach so langer Covid-Pause wieder auf der Bühne zu stehen?
Sehr schön! Ich habe zwar immer wieder Moderationen gemacht, aber das ist eine andere Dynamik. Theater ist anders. Du kennst das auch: Wir sind als Moderatorinnen oft «Lonely Hunters». Wir gehen von einem Projekt zum anderen, und dann, wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Und beim Theater – und das liebe ich so sehr – ist man ein Team und eine Gruppe und man baut etwas über längere Zeit auf.
Und dann eben auch die Reaktionen des Publikums: wenn du spürst, dass du du die Menschen berühren und zum Lachen bringen kannst. Ich glaube, dafür waren viele in diesen nicht so lustigen Zeiten einfach dankbar.
Du hast in Sister Äct mit einem sehr jungen Team gearbeitet. Was konntest du von den Jungen lernen und umgekehrt, was die Jungen von dir?
Ich konnte sehr viel lernen von ihnen: Ich geniesse das sehr, diese Leidenschaft, dieses Unbeschwerte wieder zu spüren. Das hatte ich auch mal und leider schüttet das Leben vieles davon zu. Man macht sich als junger Mensch weniger Gedanken, man probiert einfach, man macht einfach. Man lebt mit dem Gefühl, es ist alles möglich und es kann noch alles kommen im Leben.
Wenn man älter wird, wird einem bewusst, dass die Optionen weniger werden. Man hat schon vieles ausprobiert, man hat viele gute, aber auch viele schlechte Erfahrungen gemacht. Man ist ein bisschen abgebrüht, wie wir auf Deutsch sagen.
Und was können die Jungen von dir lernen?
Ich denke, so wie ich auch gerne von älteren Menschen von Erfahrungen profitiere: da ich schon so viel erlebt habe, bin ich vielleicht auch ein bisschen ruhiger und nehme vieles gelassener. Ich nehme nicht mehr alles so wahnsinnig ernst und frage mich, was kann aus mir werden? Und kann ich da noch etwas profitieren? Ist das gut für meine Karriere? Ich möchte einfach gerne die Lebenszeit, die mir bleibt, mit schönen Dingen füllen und Dinge tun, die mir Freude machen.
Bist du immer so relaxt und entspannt wenn du auftritst?
Es ist sehr abhängig davon, was ich machen muss. Bei Sister Äct bin ich entspannt. Meine Rolle ist zwar schon tragend, aber ich habe nicht die grösste Verantwortung. Es steht und fällt mit dem Team. Aber wenn ich etwas alleine machen muss und ich merke «uiuiui», wenn ich da nicht voll den Karren ziehe, dann fällt das auseinander, bin ich immer noch sehr nervös. Egal ob das eine Moderation ist oder ob es Gesang oder Theater ist.
Ich habe gelesen, dass du dich intensiv auf die Rolle bei Sister Äct vorbereitet hast. Hast du heute eine andere Sicht auf die Religion als vorher?
Ich muss dazu sagen: ich bin nicht katholisch sondern protestantisch. Und daher war für mich dieses Eintauchen in diese katholische Kultur schon etwas exotisch. Ich durfte ja auch mit einer Priorin sprechen: ich bin zwar Christin und wir sind alle in dieser christlichen Kultur zuhause aber dieses Katholische ist eben noch mal ein bisschen was anders als das, was ich lebe. Es hat mich schon immer interessiert, aber mehr auf der kulturellen als auf der religiösen Ebene. Sehr berührend war, dass die Priorin und die Schwestern in die Vorstellung gekommen sind und sich das angeschaut haben.
Ich gehe total gerne in Kirchen und Kathedralen, wenn ich kann. Oder ich besuche sehr gerne Friedhöfe, weil ich finde, sie sagen so viel über eine Kultur aus, darüber, wie die Menschen zusammen gelebt haben. Aber dennoch muss man sagen: Sister Äct ist Commedy. Es ist lustig, es ist überspitzt, überdreht. Also keine ernsthafte Auseinandersetzung mit Religion und Geistesthemen.
Gerade warst du nicht nur in «Sister Äct», sondern auch im Theater Rigiblick in «Ds Lied vo de Bahnhöf» von Mani Matter und in «Yesterday … Tribute to Paul McCartney» zu sehen. Wie schaffst du das alles?
Ja, das war ab und zu auch ein bisschen schwierig, weil ich einmal in einer Woche wirklich jeden Tag ein anderes Stück spielen musste. Das ist nicht so ideal, finde ich. Das möchte ich lieber nicht zu oft machen. Mani Matter zum Beispiel: den spiele ich jetzt gleich am Mittwoch wieder. Wir spielen das einmal im Monat seit sieben Jahren. Den Text habe ich quasi im Rückenmark abgelegt Dennoch: es sind viele und sehr verdichtete Texte und Mani Matter muss man sehr präzise und korrekt wiedergeben, sonst funktioniert das nicht. Aber ich sage mir: das ist für meine älter werdenen Hirnzellen genau das richtige regelmässige Training.
Theater, Musik, Moderation und Fernsehen: War dein Weg auf die Bühne vorbestimmt?
Ich habe mich schon immer sehr für Musik und Theater interessiert. Das kam auch von zuhause aus. Aber dass ich berufllich etwas daraus machen wollte, fanden meine Eltern am Anfang nur so halb lustig. Sie haben sich was anderes vorgestellt für ihre Töchter. Manchmal hat mich das auch etwas gebremst. Aber ich bin eben auch gerne an die Uni gegangen. Das Lenen und mich in Bücher verbeissen hat mir immer gefallen. Aber irgendwie hat es mich dann eben doch immer wieder auf die Bühne gezogen. Die Showtante hat das Rennen gewonnen und ich habe mein Studium kurz vor Abschluss geschmissen. Aber ich konnte später auf vieles zurückgreifen.
Dass ich beim Fernsehen mit Unterhaltung angefangen habe und irgendwann zur Kultur gekommen bin war schön, weil ich ja Musikwissenschaft studiert habe. Das ist das eine. Und dass ich jetzt – wo ich etwas älter bin – Theater spielen kann, das sehe ich als Geschenk. Und das sagt mir ein bisschen, dass man viele Dinge auch später machen kann. Irgendwann kommt der richtige Moment.
Du hast unzählige Sendungen gemacht. Welches war für dich die Schönste und welches die Wichtigste?
Die grösste Herausforderung war für mich sicher der Swiss Award damals im Hallenstadion. Alleine diese grosse Kiste, damals noch alles ohne In-Ear. Heute kann man sich das ja nicht mehr vorstellen. Und eine meiner liebsten Sendungen ist «Darf ich bitten?». Die hat mir grossen Spass gemacht. Ich liebe das Tanzen. Ich liebe Musik. Ich liebe die ganze Show. Ich fand es so schön, dass Menschen nicht blossgestellt wurden, sondern regelrecht über sich selbst hinauswachsen konnten.
Wie bist du als Tänzerin?
Ich habe eigentlich viel getanzt, bis 20 habe ich klassisches Ballett gemacht und ich habe danach sechs Jahre sehr intensiv Flamenco getanzt, aber seither nicht mehr. Dann war es halt mehr das Singen. Aber ich konnte dank den musikalische Produktionen, die ich gemacht habe, immer ein bisschen tanzen.
Du moderierst auch unzählige Events… Wie intensiv musst du dich trotz deiner Routine immer noch auf solche Events vorbereiten, die du oftmals schon seit vielen Jahren moderierst?
Ich mache nicht mehr so viele, eigentlich nur noch ausgewählte wenige und die können dann schon sehr arbeitsintensiv sein, je nachdem, was es ist. Ich kann nur auf eine Bühne gehen, wenn ich sehr gut vorbereitet bin.
Der Moment, wo du auf die Bühne gehst – putzt und gstrählet – das ist nur noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Die ganze Arbeit hat davor stattgefunden und das ist logischerweise bei Moderationen auch so: bei einigen weniger, bei anderen mehr.
Als was für eine Moderatorin möchtest du wahrgenommen werden?
Ich denke, ich kann heute viel Erfahrung bieten und stehe für Verlässlichkeit. Ich möchte meinen Job gerne gut machen und freue mich, wenn man mich als kompetent wahrnimmt. Aber genauso wichtig ist mir, Locckerheit und Herzlichkeit rüberzubringen. Für mich ist es immer Ziel, dass sich die Menschen rund um mich herum auf der Bühne wohlfühlen.
Du hast in deiner Karriere viele Stars treffen dürfen. Gab es jemanden, bei dem du bei der ersten Begegnung sogleich realisiert hast, dass die Chemie einfach nicht passt?
Ein schlimmes Interview hatte ich mit Robin Gibb. Er war Gast bei «Art on Ice». Das ist die einzige Person, die mir in meinem Leben aus dem Interview weggelaufen ist. Und ich stand da und fragte mich «Was mache ich jetzt?». In einem solchen Moment stirbt man tausend Tode.
Mit wem hast du dich ab der ersten Sekunde an super verstanden?
Oh, das ist eine schwierige Frage! Ich hatte so wahnsinnig viel schöne Interviews und Momente auf der Bühne, dass ich mich kaum für eine einzige Person entscheiden kann.
Ein Star, den du nie getroffen hast, aber immer gerne wolltest?
Sting! Ich bin grosser Fan von ihm. Ich finde ihn als Musiker grossartig, aber auch als politisch denkenden Menscchen und Aktivist. Und er liebt Dinge, die ich auch liebe. Zum Beispiel Wein. Er produziert ja seinen eigenen Wein. Ich hätte mir immer gewünscht, ihn interviewen zu können. Und dann könnten wir ja auch gleich noch etwas singen zusammen (lacht)...
Früher gab es diesen grossen «Samstagabend-Kisten» im TV, diese gehören weitgehend der Vergangenheit an. Dies ist nur ein Beispiel, wie sich die Sehgewohnheiten unter anderem durch Streaming und Video-on-Demand verändert haben. Wie muss sich das Fernsehen an das veränderte Zuschauerverhalten anpassen?
Ehrlich gesagt, ich beneide die Leute nicht, die heute Entscheidungen treffen und das Fernsehen in die neue Zeit führen müssen. Es wird immer schwieriger zu erahnen, für wen man Fernsehen macht. Bei News ist die Antwort noch einfach, beim Sport auch. Bei der Unterhaltung finde ich es schon schwierig. Man kann diskutieren, inwieweit man als öffentlich-rechtliche Anstalt Geld in Unterhaltung stecken darf. Ich finde es allerdings nach wie vor wichtig, weil hier mit einem grossen Knowhow und Sorgfalt produziert werden kann. Da können Private mit kleineren Budgets nicht mithalten. Eine Sendung wie «Darf ich bitten» zum Beispiel war sehr aufwendig und auch teuer, aber sie hat eben alle kreativen Bereiche des Fernsehens gefordert: Kostüme, Licht, Inszenierung, Requisite, Regie, Choreographie, Maske. Alle waren motiviert, weil sie wie in alten Zeiten eine Sendung machen konnten, bei der sie in hohem Masse kreativ sein konnten.
Ich bin aber per se kein nostalgischer Mensch. Ich schaue lieber nach vorne und sage mir: jetzt kommen die Jungen, jetzt sollen die Neues machen. Und wenn die andere Dinge sehen möchten und das eben auch anders konsumieren, dann muss man für sie Formate finden und sie auch entwickeln lassen.
Früher war die Diskussion über Quote nicht so da.
Als ich Anfang 90er Jahre angefangen habe, wusste ich nicht einmal, dass es so etwas gibt.. Es war nicht so wichtig, weil du nicht bei der ersten Sendung schon alles von Zahlen abhängig gemacchct hast und gefragt hast: Können wir weiter machen? Sondern es hiess: «Ja, gibt der Sendung mal Zeit». Diese Zeit, die man den verschiedenen Formaten gegeben hat, die gibt es heute nicht mehr.
Kommen wir zum Thema Musik. Musik ist ganz wichtig in deinem Leben?
Ja, Musik war immer mein zweites Standbein. Moderieren ist ein bisschen Kopf, Musik hingegen ist Bauch und Herz. Und es ist das, wofür mir in meinem Berufsleben etwas zu wenig Zeit geblieben ist. Das finde ich zwar schade. Aber ich empfinde es als Geschenk, dass ich immer wieder Musik machen und in musikalischen Produktionen dabei sein kann.
Wann hast du gewusst, dass aus deiner Leidenschaft auch Beruf werden könnte?
Das habe ich bewusst so nie entschieden. Ich habe immer hobbymässig gesungen. Und dann nahm ich beim Eurovision Song Contest teil. Das habe ich immer als Spass und als «ein Ausprobieren» gesehen. Und ich wusste überhaupt nicht, wo es mich einmal hin verschlägt. Ich habe damals Germanistik und Musikwissenschaft studiert mit dem Ziel, Operndramaturgin zu werden. In diesem Beruf sah ich mich. Nicht auf der Bühne, sondern dahinter.
Nach dem Song Contest wurde ich nach Deutschland eingeladen und ich habe da ein paar Gespräche geführt mit Plattenfirmen, und da habe ich gemerkt: Oh nein, das will ich nicht! Ich war 22 und man wollte mich in eine Schublade stecken. Und ich habe gemerkt, ich selbst kenne mich noch gar nicht. Ich weiss noch nicht, was ich will. Und da schien es mir gefährlich, mich fremdbestimmen zu lassen. Deshalb habe ich die Finger davon gelassen.
Und heute? Würdest du eine eigene Platte aufnehmen wollen?
Heute wüsste ich viel mehr, was ich möchte. Aber auch mir stand immer im Leben ein bisschen im Weg, dass ich zu viele Dinge mag. So auch auch in der Musik: Es fällt mir gar nicht leicht, mich auf einen Stil festzulegen. Aber eine eigene Produtkion steht auf meiner Bucket List ganz oben. Ich möchte wirklich gerne mal etwas Eigenes machen. Nicht für den Markt, nicht für eine Plattenfirma. Einfach für mich und für die paar Leute, die ich damit vielleicht erreichen kann.
Und welcher Musikstil?
Ich würde wohl etwas Jazzig-Souliges machen. Und ich würde eigentlich sehr gerne Spanisch singen. Es ist eine meiner Herzenssprachen und ich finde sie gesungen einfach grossartig.
Du hast auch schon Musiksendungen moderiert?
Ja, Takito. Ich habe in den 90er Jahren diese Musiksendung gemacht mit Liveband im Studio. Das hat so viel Spass gemacht. Ich habe kürzlich wieder in ein paar Sendungen reingeschaut und muss sagen: das war richtig cool. Wir hatten viele bekannte Acts und Musiker, und die haben dann immer live gesungen. Keine Konserve, kein Playback.
Das war alles echt. Wenn es so was gäbe: das würde ich sofort wieder machen.
Du hast auch bei «Masked Singer» mitgemacht!
Ja, und das habe ich mir einfacher vorgestellt. Ich habe gedacht: ein bisschen Kostüm und ein bisschen Singen und alles kein Problem. Und dann war das aber wirklich viel, viel anstrengender und schwieriger als erwartet. Ich habe ja dieses ganz schwere Kostüm getragen: der Kopf alleine war schon gefühlt 15 Kilo schwer. Darunter war ich total zusammengestaucht. Von wegen sich lang machen, Platz für den Atem schaffen… Das konnte ich vergessen. (lacht)
Du machst wo viele Dinge: Shows, Singen, Moderationen. Was machst du am liebsten?
Für mich ist es der Mix.Ich habe so viele verschiedene Dinge gemacht, weil ich das eben wollte. Ich mag es, wenn ich am Montagmorgen aufstehe, auf die nächsten Tage schaue und sage: Meine Woche ist wieder kunterbunt! Ich bin dankbar, dass ich so viele verschiedene Dinge tun kann. Natürlich, man verzettelt sich vielleicht auch mal, oder man bleibt vielleicht den Leuten nicht in Erinnerung als «die Moderatorin» oder «die Sängerin» oder «die Schauspielerin». Man ist eben ein bisschen von allem.
Und wo lebst du am liebsten? In der Stadt? Am See? In den Bergen? In Barcelona?
Ja, auch da ist es wieder der Mix. Ich habe früher in der Stadt gelebt. Und ich liebe die Stadt und habe mich ein bisschen schwergetan, als wir mit den kleinen Kindern dann aus der Stadt rausgezogen sind. Und inzwischen muss ich sagen, habe ich das sehr schätzen gelernt: Die Ruhe, das Persönliche. Ich habe sehr viele tolle, gute Freunde da wo ich lebe. Und meine ursprüngliche Idee, wieder in die Stadt zu ziehen, wenn die Kinder gross sind, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich liebe es auch in die Berge zu gehen. Und ich war jetzt gerade in Barcelona, drei Tage bei meiner Familie. Den Rummel der Stadt liebe ich immer noch sehr.
Wie bist du als Mamma?
Mir ist die Familie das Allerwichtigste. Und wenn irgendwas in der Familie nicht stimmt, dann lasse ich alles liegen und sausen. Das sagt viel über darüber aus, was Familie für mich bedeutet. Aber ich lasse meine grossen Kinder jetzt auch gerne fliegen. Ich halte sie nicht fest. Ich liebe es zu sehen, wie sie sich entwickeln, wie sie frei werden, wie sie die Flügel ausbreiten und davonfliegen. Solange sie immer mal wieder ins Nest zurückkommen.
Und mit deinem Mann bit du schon ewig zusammen.
Uff, ja wir haben es sehr lange miteinander ausgehalten. Wir sind jetzt 33 Jahre zusammen, aber das war nicht immer nur Schokoladen-Schleck. Da waren auch herausfordernde Zeiten. Aber über allem steht, dass man sich eben mag. Und respektiert. Und auch nach 33 Jahren noch denkt: mhm, ich würde ihn wohl wieder heiraten.
Wenn dein Leben verfilmt werden würde, welche Schauspielerin würdest dein Leben spielen?
Am liebsten hätte ich Emma Thompson. Weil sie bestimmt die lustigen und die tiefsinnigen Momente meines Lebens sehr toll spielen könnte. Aber: Sie sieht überhaupt nicht aus wie ich, ist ein anderer Typ und fände das Drehbuch bestimmt zu langweilig. Ich würde es verstehen.
Du und dein Mann: ihr engagiert euch sehr auch in Tonga.
Ja! Der Vulkanausbruch war im Januar 2022 und dann kam im März der Ukraine Krieg und Tonga war vergessen. Für uns natürlich nicht, weil wir unseren Verein natürlich weitergeführt haben und sehr viele Spenden bekommen haben, was uns sehr glücklich gemacht hat. Wir konnten damit schon viel bewirken. Man kann alles auf unserer Homepage helptonga.ch nachlesen.
Zur Gastronomie! Bist du ein Genussmensch?
Ja, ich esse sehr gerne! Ich finde, das Leben ohne Essen ist gar nicht lustig. Das gilt für unsere ganze Familie! Wir kochen sehr viel und essen unglaublich gern. Mein Glück ist, dass mein Mann sehr gerne am Herd steht. Er macht das viel besser als ich. Und wenn wir so am Wochenende Zeit haben, dann kocht eigentlich immer er. Dann bin ich die Küchenhilfe, ich kaufe ein, ich schnipple. Aber während der Woche bin ich die Küchenchefin: dann muss es eher schnell gehen.
Ihr geht auch gerne auswärts essen: Was muss ein Restaurant bieten, damit du zufrieden bist?
Ich mag eigentlich alles quer durch den Gemüsegarten: Exotische Küche, indisch, Thai, Japanisch! Ich mag aber auch sehr gerne die mediterrane Küche: Italienisch, aber auch spanische Sachen natürlich. Und dann mag ich aber auch wirklich gerne die Schweizer Küche, das Währschafte. Ich beobachte etwas besorgt, dass viele Restaurants schliessen, die diese traditionelle Küche gepflegt haben. Das sind Gerichte mit Erinnerungen: ob das jetzt ein Zürich Geschnetzeltes ist oder ein Cordon Bleu oder ein Hackbraten.
Was isst du am liebsten?
Ich liebe Currys! In der Thai-Küche oder in der indischen Küche. Also Currys kann man mir in allen Varianten vorlegen. Und eine grosse Schwäche habe ich dann eben auch für ein richtig gutes Zürich Geschnetzeltes mit Rösti.
Was magst du gar nicht?
Ich esse fast alles. Aber ich fliehe vor Randen. Also es geht, wenn sie roh sind. Aber gekocht? Grauenhaft!
Dein Lieblingsgetränk?
Ich mag sehr gerne Rotwein. Das ist die elegante Antwort. Und dann gibt es die profane Antwort, aber sie ist leider wahr: Ich liebe Cola Zero.
Ausgiebiges Frühstück oder schneller Espresso?
Während der Woche esse ich überhaupt kein Frühstück. Nie, ich trinke nur einen Kaffee. Und am Wochenende geniesse ich Brunch mit Frühstücksei, Müesli und Zopf.
Tête-a-tête oder grosse Tavolata?
Grosse Tavolata, ganz klar! Es ist wunderbar mit vielen Menschen zu essen.
Wo möchtest du unbedingt mal noch essen gehen?
Da habe ich keine Liste! Ich bin nicht so sehr auf der Suche nach diesen Star-Köchen. Ich mag es lieber, wenn das Essen bodenständig ist und nicht einfach «l'art pour l'art».
Hast du Erinnerungen an die Küche deiner Kindheit?
Leider bin ich nicht so sehr mit der spanischern Küche aufgewachsen, weil mein Vater vieles davon nicht so mochte. Ich bin eher mit französischen Einflüssen gross geworden: Also sehr viele Saucen. Und das ist etwas, was ich von meiner Mama sicher gelernt habe, auch wenn ich es heute weniger mache: Sie hat sehr viel Liebe in Saucen gesteckt.
Hast du ein Lieblingsrezept mit dem du Luka und die Kinder begeisterst?
Das ist sicher ein Curry, also eines mit neuen Zutaten. Aber das ist für sie keine Überraschung mehr, weil ich das immer wieder mal in neuen Varianten ausprobiere. Überraschen könnte ich sie, wenn ich was mit Randen machen würde: das haben ausser mir alle gern! Ein Randen-Risotto zum Beispiel, das wäre sicher eine grosse Überraschung.
Was war deine beste Idee in deinem Leben?
Eine Familie zu haben!
Zum Schluss: Dein nächstes Projekt?
Ich spiele im Sommer noch einmal unser Tribute für Paul McCartney und dann weiterhin unseren Mani-Matter-Abend im Theater Rigiblick. Und am 12. Und 13. Juni mache ich mit Michael von der Heide und Band ein Programm zum Eurovision Song Contest, einmal in Zürich im Kaufleuten und einmal im Casino Theater Winterthur..
Liebe Sandra, vielen Dank für dieses ausführliche Interview!
Sehr gerne geschehen, es war mir ein Vergnügen.