Das Kreuz mit dem Fünfertisch

«Wait to be seated» oder in Fine To Dine-Land «Bitte warten Sie einen Moment, wir heissen Sie gerne persönlich willkommen».

Nicht erst seit Corona stoppen mich am Eingang höher bemützter oder besternter Restaurants solche Schilder. Im Gegenzug werde ich freundlich begrüsst und an den Tisch begleitet, den ich zuvor unter Angabe der Anzahl Mitesser reserviert habe.


Oft erhält dann meine Vorfreude auf die bevorstehenden kulinarischen Genüsse aber einen Dämpfer. Dann nämlich, wenn meine Party aus einer ungeraden Anzahl Menschen besteht und der uns zugewiesene Tisch nicht rund ist. Da muss ich auch in Etablissements mit höheren Ansprüchen nicht selten feststellen: Für drei (oder fünf oder sieben etc.) Personen ist so gedeckt, dass eine Person den Abend quasi allein verbringen müsste – abgeschlagen am Tischende und ohne ein Gegenüber. 


Da ich mir gar nicht erst den Kopf zerbrechen will, wer so aus- und vor den Kopf gestossen werden soll, schlage ich jeweils vor, unkompliziert ein Gedeck ans Kopfende des Tischs zu verlegen. Diese ausgefallene Idee eines symmetriesüchtigen Kunden stösst jedoch aber meist auf die schlecht verhohlene Missbilligung des Service, meist mit der Begründung, dass so der Dessertwagen nicht mehr hinter dem umplatzierten Stuhl durchgeschoben werden könnte.


So greife ich denn zum letzten Mittel und bitte um Umdecken. Und zwar so, dass auf der einen Längsseite des Tischs eine gerade, auf der anderen eine ungerade Anzahl an Gedecken versetzt angeordnet ist. Und dann schauen wir alle zu, wie leicht entnervtes Personal so lange Platz- und Brotteller, Butterschälchen, Messer, Gabeln, Gläser und Servietten hin und herschiebt, bis alle Gäste am Tisch zwei Gegenüber haben statt einer keines. Geht doch!


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